Ein wichtiger Schritt für eine umweltverträglichere Landwirtschaft

Stellungnahme der NaturFreunde Deutschlands zum Ergebnis der Zukunftskommission Landwirtschaft

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Zum am 6. Juli 2021 veröffentlichten Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft nehmen die NaturFreunde Deutschlands wie folgt Stellung:

Die NaturFreunde begrüßen den am 29. Juni fertiggestellten und am 6. Juli übergebenen Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft. Er ist ein richtiger und wichtiger Schritt für eine umweltverträglichere Landwirtschaft. Die NaturFreunde fordern von der Politik, den aufgezeigten Weg entschlossen und konsequent zu beschreiten, indem sie die zur Umsetzung notwendigen Rahmenbedingungen schafft.

Nach dem enttäuschenden Ergebnis der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU-Länder, das über zaghafte Ansätze zu mehr Ökologie nicht hinausgeht, bringt die Zukunftskommission Landwirtschaft nun einen gewissen Fortschritt. Die verschiedensten Organisationen haben sich zu einer einstimmigen zukunftsweisenden Erklärung zusammengefunden, die sowohl von den Umweltverbänden als auch von der Agrarindustrie mitgetragen wird. Das Ergebnis ist diesmal nicht der kleinste gemeinsame Nenner, sondern es handelt es sich um einen echten Interessenausgleich und Konsens. Die Kommission stellt fest, dass sich die Landwirtschaft in einer Sackgasse befindet und eine tiefgreifende Transformation im Agrar- und Ernährungsbereich erforderlich ist, um die Probleme wirklich zu lösen.

Eine Agrarwende ist nicht nur aus ökologischer und ökonomischer, sondern auch aus gemeinwohlorientierter Sicht unabdingbar, da das bisherige System weitaus mehr Folgekosten in Form von Umwelt- und Gesundheitskosten verursacht, als für die nötige Transformation aufgewendet werden müssen. Hierzu werden mutige Schritte vorgeschlagen. Während die GAP in der nächsten Förderperiode nur 20 Prozent der Flächenprämien an Umwelt- und Klimaauflagen bindet, verlangt der Bericht die Abschaffung aller Flächenprämien, stattdessen die Honorierung der Leistungen für Umwelt und Klima, und zwar bis 2034. Die Klimaziele werden mehrfach betont und es wird gefordert, dass die Landwirtschaft dazu ihren Beitrag leisten muss.

Entscheidend ist dabei, dass sich die Maßnahmen betriebswirtschaftlich rechnen – und zwar besonders für die kleinbäuerliche Landwirtschaft; denn nur so werden die vorgeschlagenen Maßnahmen von den Betroffenen akzeptiert und sichern das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft. Voraussetzung ist auch eine Abkehr von einer bisher stark exportorientierten Landwirtschaft, eine Fokussierung auf regionale Kreisläufe und eine Orientierung auf die Stabilisierung der Zahl der Höfe.

Der Bericht enthält auch eine Reihe von Forderungen zu mehr Tierwohl, die auch die NaturFreunde vertreten.  Damit werden ethische Aspekte der Tierhaltung anerkannt. Da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, sind auch die Verbraucher*innen einbezogen, für die mehr pflanzliche Ernährung empfohlen wird. Auch werden sie sich an den Kosten für den Umbau der Landwirtschaft durch höhere Preise beteiligen müssen.

Wir NaturFreunde begrüßen besonders, dass der Abschlussbericht auch verschiedene soziale Themen behandelt und zur Umsetzung dieses wichtigen Aspekts einer nachhaltigen Landwirtschaftspolitik auffordert. Hierzu gehören zum Beispiel eine Verbesserung der Lage von Saisonarbeiter*innen und Maßnahmen, die spezifisch Frauen und junge Menschen in der Landwirtschaft fördern sollen.

Hoffnungsvoll stimmt uns auch, dass wesentliche Aspekte von den Vertreter*innen der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) und der Landjugend eingebracht wurden.

Zwar wäre es wünschenswert, wenn manche Schritte konkreter gefasst worden wären, wofür es wohl an den nötigen Mehrheiten in der Kommission gefehlt hat; trotzdem bietet der Abschlussbericht aber eine Grundlage für einen Weg in eine bessere Zukunft. Es bleibt zu hoffen, dass die im Kommissionsbericht unterbreiteten Vorschläge auch zügig und tatsächlich umgesetzt werden.

Die NaturFreunde Deutschlands setzen sich dafür ein, dass wesentliche Elemente des Berichts verbindlich im Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung übernommen werden.

Christine Eben
Bundesfachgruppenleiterin Natur- und Umweltschutz

Joachim Nibbe
Bundesfachbereichsvorstand Naturschutz, Umwelt und Sanfter Tourismus